Eine Brücken-Ruine
Andrew U. Frank

Schweizer Banken

Ein NZZ Beitrag, wie die Schweiz mit ihren Banken umgehen soll, der sicher nicht befolgt wird. (pdf)

2023-04-24

Die UBS muss global konkursfähig werden MOVE

In der NZZ vom 22. April 2023 kommentiert der Berner Professor für Wirtschaftspolitik und Regionalökonomie Aymo Brunetti die Zwangsfusion von Credit Suisse mit der UBS und gibt deutliche Anweisungen an die Politik. Ein erstaunlicher Artikel für die NZZ; die Anweisungen und Ratschläge werden garantiert nicht befolgt.

Brunetti stellt eingangs fest, dass zweimal innerhalb von 15 Jahren eine Schweizer Grossbank mit grosser Unterstützung durch die Schweiz gerettet wordenDie früheren Rettungen, z.B. der Eidgenössischen Bank in den 30er Jahren erwähnt er nicht; sie waren damals wohl existentielle Probleme für die Schweiz und wurden, unter anderem, durch eine Abwertung des Schweizerfranken gelöst

. Bei der letzten Rettung wurde versprochen, dass Banken für solche Fälle vorsorgen müssten damit sie konkursfähig sind.

Wenn eine Bank too big to fail (TBGF) ist, schafft das falsche Anreize, sog. moral hazardhttps://de.wikipedia.org/wiki/Moralisches_Risiko

; die Bank kann Risiken eingehen, die, wenn sie gut ausgehen zu Gewinnund hohe Bonuszahlungen für das Management

führen und wenn sie schief gehen, die Bank mit öffentlichen Mitteln gerettet wirdUnd die Bonuszahlungen an des Management dennoch fliessen.

.

Nach der letzten Bankenrettung in der SchweizRettungen der Kantonalbanken 1980 bis 1990 und Rettung der UBS 2008

wurden Regeln entworfen und Notfallpläne für die Konkursabwicklung ohne Schaden für die Wirtschaft verlangt.

Als der Run auf die Credit Suisse erfolgteEs sind in wenigen Tagen riesige Summen an verwalteten Vermögen abgezogen worde; insgesamt 60 Mrd. Franken im Quartal, was 10% der verwalteten Vermögen ausmachte

war scheinbar kein solcher Plan ausführbar.

Brunetti erinnert an die Notwendigkeit, dass eine Firma, auch eine Grossbank, in Konkurs gehen können muss, ohne dass der Rest der Schweizer Wirtschaft leidet. Er stellt die Frage, wie das zu erreichen sei und diskutiert drei mögliche Antworten:

Sind Grossbanken in der Schweiz tragbar?

Ich verstehe den Beitrag von Brunetti so, dass er nachdrücklich darauf hinweist, dass eine internationale Grossbank, die vergleichbar mit den grössten Bank in der USA, in Europa oder England, in der Schweiz ein untragbares und unbeherrschbares Risiko darstellt und dieses Risiko auch nicht durch kluge Regeln vermieden werden kann. Banken, wie sie für die schweizerische Wirtschaft notwendig sind, können viel kleiner sein, international weniger bedeutend und konkursfähig. Dienstleistungen, die solche kleineren Banken nicht anbieten könne werden leicht durch die grossen, internationalen Banken übernommen.Die Frage stellt sich vielleicht auch für das Vereinigte Königreich: wie gross darf dort eine Bank sein, bevor sie ein untragbares Risiko wird. Für die Banken in der EU müssten dagegen Regeln für eine gemeinschaftliche Kontrolle verschärft werden.

Mich erstaunt, die Klarheit der Aussage: Internationale Grossbanken (bzw. die letzte verbliebene) haben keinen Platz in der Schweiz und die Schweiz muss sich aus diesem Geschäft verabschieden, weil es unbeherrschbare und untragbare Risiken für die Existenz der Schweiz birgt.Die neue UBS hat eine Bilanzsumme von 1.5 bio Euro (1.5 # 10^12), d.h. ungefähr das Doppelte des Schweiz. Bruttoinlandsprodukt (800 mia USD 2021).

Der Beitrag der Grossbanken zum BIP der Schweiz wird auf nur 1.2% geschätzt; sie beschäftigen etwa 25 000 Personen, d.h. 1/2% der beschaeftigtenhttps://www.vorsorgeforum.ch/bvg-aktuell/2023/3/21/statistisches-zur-cs-bernahme-durch-die-ubs.html

.

Wie eine Rettung dieser Bank aussehen könnte, wagt sich wohl niemand vorzustellen - ein Run auf diese Bank ist aber ebenso einfach zu inszenieren, wie derjenige auf den Credit SuisseDer Run wurde wohl ausgelöst durch eine Bemerkung des Hauptaktionärs, dass eine Ausweitung der Beteiligung und Einschiessen weiterer Mittel nicht geplant sei.

. Richtig ist, dass die neue UBS sich vor allem in der Vermögensverwaltung engagieren will, was im Moment als weniger Risikoreich beurteilt wird.[^Sofern die interne Kontrolle der Regeln nicht verletzt wird.] Die beschworene Abspaltung des schweizerischen Geschäftes vom Internationalen ist jedenfalls beim Credit Suisse nicht als realisierbar eingeschätzt worden und dürfte auch in Zukunft ein Traum bleiben.

Was heisst das für die Schweizer Wirtschaft

Neben den Grossbanken existieren viele weitere Akteure in der Vermögensverwaltung, insbesondere die bankenartige family offices, die ausschliesslich das Vermögen einer Familie verwaltenBeispielsweise von Bill Gates und seiner Familie

. Solche Firmen verwalten angeblich doppelt so viel als alle Hedgefonds zusammen ausmachen5 Bio USD, 5*10^12

. In welchem Mass diese in der Schweiz auf die Grossbanken angewiesen sind, ist mir unbekannt. Sicher aber profitieren sie vom schweizerischen Rechtssystem und der Verlässlichkeit der Gerichte.Die Rechtssicherheit in der Schweiz hat durch die unverständliche Entscheidung bei der Rettung des Credit Suisse die nachrangigen Darlehen heranzuziehen und abzuschreiben bevor die Aktien vollständig entwertet wurden—- wohl um die arabischen Investoren, die noch im Oktober 2022 neue CS Aktien für 1.5 Mia CHF zeichneten, zu nicht zu verärgern. Wie die schweizerischen Gerichte mit der Klage der Darlehensgeber umgehen werden, wird ein interessanter Test sein.

Es wird wohl auch gefragt werden, ob andere Klumpenrisiken von Firmen, die in der Schweiz formal ihren Hauptsitz haben und global agieren, tragbar sindGlencore ist die grösste Schweizerfirma mit einem Einkommen von 250 mrd usd und 130,000 Angestellten weltweit; Ihr Beitrag zum schweizerischen BIP oder Beschäftigung ist unter 0.1%

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Anderseits war die internationale Verflechtung und die Dienstleistungen der Schweiz für möglichst alle ein wichtiger Teil des Schutzschildes seit dem ersten Weltkrieg. Die Menge des in der Schweiz aufbewahrten Kapitals war wohl im 2. Weltkrieg hilfreich - ob die in family offices verwalteten, aber nicht in der Schweiz angelegten Kapitalien heute noch helfen würdenBanken im 2. Weltkrieg waren Sammlungen von Akten, von denen keine Kopien existierten; moderne Vermögensverwalter können fast ohne Probleme von Land zu Land ziehen und ihre elektronischen Akten sind ohnehin anderswo gelagert.

?

Auffällig ist jedenfalls, die schweizerische Geldmenge, die wesentlich grösser als der Grösse der Schweiz angemessen1.1 mrd chf 1.110^12, die 50 EU mit 50 mal mehr Einwohner nur das 15fache, 1610^12€

und die eigentlich ein permanentes Risiko darstellt. Die Geldmenge lädt zur Spekulation mit verheerenden Folgen für die Schweizer Wirtschaft ein[https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzer_Mittwoch].

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