Nullzinspolitik
Ein Teil der Verwerfungen der Finanzwirtschaft und insbesondere die nun aufgetretene Inflation ist der langandauernden Null-Zins-Politik der Zentralbanken geschuldet. (pdf)
2023-04-08
Nullzinspolitik der Zentralbanken
Der RealzinsGrob Realzins = Zins - Inflation; im sehr langfristigen
Mittel beträgt der Zins etwa 2%
ist seit langem gering[!resourcen/realzins.jpg] https://www.cash-online.de/a/realzinsen-auf-rekordtief-und-keine-erholung-in-sicht-579158/
.
Leitzins
Das Zinsniveau wird heute von den Zentralbanken, im wesentlichen die
U.S. amerikanische Fed und die europäische Zentralbank, festgelegt;
andere nationale Banken folgen deren Festlegungen und passen sie
nationalen Gegebenheiten an.Die nationalen Leitzinsen sollten etwa dem Leitzins der
grossen Zentralbanken (Fed und ECB) erhöht um die Inflation im Land; in
Länder mit hoher Inflation entsprechend höher. Z.B. hat die Türkei im
Juni 2023 den Leitzins auf 15% hinausgesetzt, was allgemein als noch zu
niedrig angesehen wird.
Der Leitzins wird so festgelegt, dass die Inflation um etwa 2%
bleibtEin durch Politik festgelegtes Ziel
und die Geldmenge ausreicht. Die Geldmenge kann von den
Zentralbanken nur teilweise kontrolliert werden, indem die Banken selber
Buchgeld schaffen.
Rolle der Banken
Ausweitung der Geldmenge
Die Vergrösserung der Geldmenge erfolgte in Folge der Bankenkrise, die zu einer Dämpfung der Konjunktur, wenn nicht gar zu einer Depression, geführt hatte. Um die Konjunktur anzukrubeln, wurde der Leitzins niedrig angesetzt und damit die Banken zur Aufnahme von Krediten ermutigt - was die Geldmenge vergrössert.
Seit etwa 1980 schaffen die Banken durch verschiedene Prozesse
Buchgeld, d.h. weiten die Geldmenge aus und haben damit den
Zentralbanken die Kontrolle über die Geldmenge teilweise entzogen.Die Zentralbanken können nun über Vorschriften über
Mindestreserven der Banken, die sie beaufsichtigen, die Schaffung von
Buchgeld durch die Banken etwas kontrollieren.
Störungen in der Finanzwirtschaft führt immer wieder zu ernsthaften Problemen, die sich auf die reale Wirtschaft auszuwirken drohen und dann von den Zentralbanken eingegrenzt und bekämpft werden müssen.
Typischer Ablauf: Eine Störung lässt Zweifel an der
ZahlungsfähigkeitLiquidität
eines Spielers, meist eine der grossen, international
tätigen Banken, aufkommen und spekulative Spieler wetten auf fallende
Kurse und ziehen Kapital ab. Die Zentralbank muss eingreifen, um einen
Kollaps der BankEin sogenannter bank run, d.h. ein sich
exponentiell verstärkender Abzug von Kundengelder
zu vermeiden. Die Zentralbank wird der Bank Liquidität
zur Verfügung stellen und anschliessend wird die Bank entweder vom Staat
übernommen oder mit einer andern Bank verschmolzen.https://de.wikipedia.org/wiki/Bankenkrise
Die starke internationale Verflechtung der Banken unter sich hat den
Effekt, dass Störungen sich innert Tagen von einer Bank auf viele andere
Übertragen können: wenn grosse Spekulanten auf den Fall der Bank wetten
kann eine Bank bald illiquid werden und die Anleger fürchten dann um die
Sicherheit ihrer Guthaben und ziehen diese so rasch als möglich ab - er
bank run ist da. Sofern die Bank systemrelevant
istDas heisst, mit grossen Verflechtungen mit andern
Banken, die diese beim Fallen mitreissen könnten.
muss die Zentralbank eingreifen, weil die Bank too
big to fail ist.
Die Doktrin, dass systemrelevante Banken too big to
fail sind und deshalb von den Zentralbanken aufgefallen werden
müssen, wird seit etwa 2000The
Financial Crisis Inquiry Report : Final Report of the National
Commission on the Causes of the Financial and Economic Crisis in the
United States (2011);Posner (2010);KrugmanPaulR2009Trod
diskutiert und schafft ein moral hazard für die
Bankenmanager: gehen ihre riskanten Geschäfte gut, werden sie mit
grossen Boni[Prämien, die nach Geschäftsergebnis bestimmt werden]
belohnt, geht die Sache schief, so wird die Bank mit öffentlichen
Mitteln gerettetUnd die Manager erhalten dennoch Boni!]
[https://de.wikipedia.org/wiki/Moralisches_Risiko] und
ausführlicher englisch [https://en.wikipedia.org/wiki/Moral_hazard]
In den Rettungsaktionen bis etwa 2020 wurden meist öffentliche Mittel
in grossem Mass eingesetzt und Banken verstaatlicht; in den meisten
Fällen sind die Kredite zurückgezahlt worden. Inzwischen sollten die
Kosten vom Risikokapital der Bank getragen werden,Das Risikokapital wurde durch die sogenannte
Basel Vereinbarungen stark angehoben, was Kapitalgeber aus den
Erdölproduzierenden Länder, die über grosse Kapitalmengen verfügen,
Einfluss auf die internationalen Banken gegeben haben. Risikokapital von
Banken ist neben dem Aktienkapital, das nicht genügend zum Verhältnis
der Risiken erhöht werden konnte, auch sogenannte Nachrangige Kredite,
die börsengehandelt sind und weitherum gestreut. Dennoch wurde auch bei
der letzten RettungsaktionCredit Suisse wurde 2023 mit UBS fusioniert.
in grossem Mass Kredite durch den Staat garantiert um die
Liquidität zu sichern.
was aber das moralische Risiko für das Bankmanagement
nicht beseitigt, auch wenn angenommen werden kann, dass die
Kapitaleigentümer entsprechend auf die Manager einwirken würden.
Ziel der Festllegung des Zinsniveau
Der Zins, als Preis von Geld jetzt, ist das Signal für Entscheidungsträger ob eine Investition zu tätigen ist oder nicht. Investiert wird, wenn die Investition mehr Nutzen bringt als sie kostet, wobei die Verzinsung der Investitionskosten berücksichtigt wird.
Aus der Sicht der Kapitalgeber bedeutet dies, dass Kapital investiert wird, wenn die erwartete Rendite höher ist, als die anderer möglicher Investitionen.
Aus der Sicht der Bank wäre zu Berücksichtigen, dass sich bei hohen
Zinsen nur noch sehr risikoreiche Geschäfte lohnen, dass also auch das
Ausfallrisiko für die Bank hoch istUnd nur noch risikobereite Bankangestellte Kredite
bewilligen.
Aus der Sicht der Umwelt wäre zu berücksichtigen, dass bei sehr niedrigen Zinsen fast jede Investition lohnend zu sein scheint und Ausrüstungen rascher ersetzt werden als ihrer technischen Lebensdauer entspricht.