Eine Brücken-Ruine
Andrew U. Frank

Bankenkrisen

Regelmässig vorkommende Bankenkrisen sind einerseits ein Zeichen für die Verletzlichkeit des internationalen Finanzsystems: Banken müssen regelmässig mit grossen Kosten gerettet werden. Man könnte aber auch diese regelmässigen Krisen als Mechanismus begreifen, bei dem Vermögen umverteilt werd. (pdf)

2023-04-24

Der Fall der schweizerischen UBS nach der Übernahme von Credit Suisse, ist speziell. Die neue Bank hat eine Bilanzsumme, die sie unter die ersten 15 weltweit bringt und ist der drittgrösste Vermögensverwalter (5 . 1012 usd). Eine Rettung dieser Riesenbank ohne Heimmarkt dürfte für die Schweiz massive Probleme machen.Ein Artikel des Berner Professors Brunetti in der NZZ vom 22. April 2023 und ein Vorstoss der SVP im Parlament (NZZ 13.5.2023) hat auf die mit der UBS einhergehenden Risiken für die Schweiz hingewiesen. Wer dieses Risiko tragen soll, wenn es die Kraft der Schweiz übersteigt, und wer dafür bereit sein wird, zu zahlen, scheint mir eine interessante Frage? Ist die UBS für die andern (amerikanischen) Banken wichtig oder nur ein Konkurrent? Bei der Krise 2023 soll internationaler Druck auf die SSchweiz ausgeübt worden sein, die Sache rasch hinter sich zu bringen - was wohl mit ein Grund für die suboptimale Lösung, die nun zu langjährigen Prozessen vor Gericht führen wird.

Dabei stellt schon allein die Geldmenge M3 der Schweiz, die fast so gross ist wie die der EUDie Schweiz hat aber nur 2% der Bevölkerung der EU

, denen nur Devisenreserven von weniger als 10% gegenüberstehen, ein Risiko darstellt.Die Geldmenge kann aber nicht leicht verkleinert werden, denn dies würde den Kurs des Schweizer Franken hinauftreiben und die ohnehin mit dem hohen lokalen Lohnniveau kämpfende Exportindustrie heftig beschädigen.

Ein exemplarischer Fall

In der NZZ vom 22. April 2023 kommentiert der Berner Professor für Wirtschaftspolitik und Regionalökonomie Aymo Brunetti die Zwangsfusion von Credit Suisse mit der UBS und gibt deutliche Anweisungen an die Politik. Ein erstaunlicher Artikel für die NZZ; die Anweisungen und Ratschläge werden garantiert nicht befolgt.

Brunetti stellt eingangs fest, dass zweimal innerhalb von 15 Jahren eine Schweizer Grossbank mit grosser Unterstützung durch die Schweiz gerettet worden. Bei der letzten Rettung wurde versprochen, dass Banken für solche Fälle vorsorgen müssten damit sie konkursfähig sind.

Wenn eine Bank too big to fail (TBGF) ist, schafft das falsche Anreize, sog. moral hazardhttps://de.wikipedia.org/wiki/Moralisches_Risiko

; die Bank kann Risiken eingehen, die, wenn sie gut ausgehen zu Gewinnund hohe Bonuszahlungen für das Management

führen und wenn sie schief gehen, die Bank mit öffentlichen Mitteln gerettet wirdUnd die Bonuszahlungen an des Management dennoch fliessen.

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Nach der letzten Bankenrettung in der SchweizRettungen der Kantonalbanken 1980 bis 1990 und Rettung der UBS 2008

wurden Regeln entworfen und Notfallpläne für die Konkursabwicklung ohne Schaden für die Wirtschaft verlangt.

Als der Run auf die Credit Suisse erfolgte war scheinbar kein solcher Plan ausführbar.

Eine schweizerische Grossbank kann nicht ohne Schaden für die Schweizer Wirtschaft in Konkurs gehen. Dann sind Grossbanken in der Schweiz durch Regeln zu verhindern, da sie für die Schweiz eine existentielle Gefahr bedeuten.Brunetti verweist auf die Grössenordnung der Bilanzsumme des Credit Suisse, ca. 600 Mrd. SFR im Vergleich zum viel kleineren gesamten Bundeshaushalt von weniger als 100 Mrd SFR. Für die Rettung sind Finanzgarantien des Bundes in der Höhe von 110 Mrd Euro gewährt worden; würden die Garantien schlagend, würde die Verschuldung der Schweiz, in 2021 knapp 80 Mrd. Euro, mehr als verdoppelt!

Sind Grossbanken in der Schweiz tragbar?

Stellt eine internationale Grossbank in der Schweiz ein untragbares und unbeherrschbares Risiko dar und kann dieses Risiko auch nicht durch kluge Regeln vermieden werden kann? Banken, wie sie für die schweizerische Wirtschaft notwendig sind, können viel kleiner sein, international weniger bedeutend und konkursfähig. Dienstleistungen, die solche kleineren Banken nicht anbieten könne werden leicht durch die grossen, internationalen Banken übernommen.

Die Frage stellt sich vielleicht auch für das Vereinigte Königreich: wie gross darf dort eine Bank sein, bevor sie ein untragbares Risiko wird. Für die Banken in der EU müssten dagegen Regeln für eine gemeinschaftliche Kontrolle verschärft werden.

Die neue UBS hat eine Bilanzsumme von 1.5 bio Euro (1.5 # 10^12), d.h. ungefähr das Doppelte des Schweiz. Bruttoinlandsprodukt (800 mia USD 2021). Der Beitrag der Grossbanken zum BIP der Schweiz wird auf nur 1.2% geschätzt; sie beschäftigen etwa 25 000 Personen, d.h. 1/2% der beschaeftigten[https://www.vorsorgeforum.ch/bvg-aktuell/2023/3/21/statistisches-zur-cs-bernahme-durch-die-ubs.html].

Wie eine Rettung dieser Bank aussehen könnte, wagt sich wohl niemand vorzustellen - ein Run auf diese Bank ist aber ebenso einfach zu inszenieren, wie derjenige auf den Credit SuisseDer Run wurde wohl ausgelöst durch eine Bemerkung des Hauptaktionärs, dass eine Ausweitung der Beteiligung und Einschiessen weiterer Mittel nicht geplant sei.

. Richtig ist, dass die neue UBS sich vor allem in der Vermögensverwaltung engagieren will, was im Moment als weniger Risikoreich beurteilt wird.Sofern die interne Kontrolle der Regeln nicht verletzt wird.

Die beschworene Abspaltung des schweizerischen Geschäftes vom Internationalen ist jedenfalls beim Credit Suisse nicht als realisierbar eingeschätzt worden und dürfte auch in Zukunft ein Traum bleiben.

Auffällig ist jedenfalls, die schweizerische Geldmenge, die wesentlich grösser als der Grösse der Schweiz angemessen1.1 mrd CHF 1.11012, die 50 EU mit 50 mal mehr Einwohner nur das 15fache, 161012

und die eigentlich ein permanentes Risiko darstellt. Die Geldmenge lädt zur Spekulation mit verheerenden Folgen für die Schweizer Wirtschaft einhttps://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzer_Mittwoch

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