Bankenkrisen
Regelmässig vorkommende Bankenkrisen sind einerseits ein Zeichen für die Verletzlichkeit des internationalen Finanzsystems: Banken müssen regelmässig mit grossen Kosten gerettet werden. Man könnte aber auch diese regelmässigen Krisen als Mechanismus begreifen, bei dem Vermögen umverteilt werd. (pdf)
2023-04-24
Der Fall der schweizerischen UBS nach der Übernahme von Credit
Suisse, ist speziell. Die neue Bank hat eine Bilanzsumme, die sie unter
die ersten 15 weltweit bringt und ist der drittgrösste
Vermögensverwalter (5 . 1012 usd). Eine Rettung dieser
Riesenbank ohne Heimmarkt dürfte für die Schweiz massive Probleme
machen.Ein Artikel des Berner Professors Brunetti in der NZZ
vom 22. April 2023 und ein Vorstoss der SVP im Parlament (NZZ 13.5.2023)
hat auf die mit der UBS einhergehenden Risiken für die Schweiz
hingewiesen. Wer dieses Risiko tragen soll, wenn es die Kraft der
Schweiz übersteigt, und wer dafür bereit sein wird, zu zahlen, scheint
mir eine interessante Frage? Ist die UBS für die andern (amerikanischen)
Banken wichtig oder nur ein Konkurrent? Bei der Krise 2023 soll
internationaler Druck auf die SSchweiz ausgeübt worden sein, die
Sache rasch hinter sich zu bringen - was wohl mit ein Grund für
die suboptimale Lösung, die nun zu langjährigen Prozessen vor Gericht
führen wird.
Dabei stellt schon allein die Geldmenge M3 der Schweiz,
die fast so gross ist wie die der EUDie Schweiz hat aber nur 2% der Bevölkerung der
EU
, denen nur Devisenreserven von weniger als 10%
gegenüberstehen, ein Risiko darstellt.Die Geldmenge kann aber nicht leicht verkleinert
werden, denn dies würde den Kurs des Schweizer Franken hinauftreiben und
die ohnehin mit dem hohen lokalen Lohnniveau kämpfende Exportindustrie
heftig beschädigen.
Ein exemplarischer Fall
In der NZZ vom 22. April 2023 kommentiert der Berner Professor für Wirtschaftspolitik und Regionalökonomie Aymo Brunetti die Zwangsfusion von Credit Suisse mit der UBS und gibt deutliche Anweisungen an die Politik. Ein erstaunlicher Artikel für die NZZ; die Anweisungen und Ratschläge werden garantiert nicht befolgt.
Brunetti stellt eingangs fest, dass zweimal innerhalb von 15 Jahren eine Schweizer Grossbank mit grosser Unterstützung durch die Schweiz gerettet worden. Bei der letzten Rettung wurde versprochen, dass Banken für solche Fälle vorsorgen müssten damit sie konkursfähig sind.
Wenn eine Bank too big to fail (TBGF) ist, schafft das
falsche Anreize, sog. moral hazardhttps://de.wikipedia.org/wiki/Moralisches_Risiko
; die Bank kann Risiken eingehen, die, wenn sie gut
ausgehen zu Gewinnund hohe Bonuszahlungen für das Management
führen und wenn sie schief gehen, die Bank mit
öffentlichen Mitteln gerettet wirdUnd die Bonuszahlungen an des Management dennoch
fliessen.
.
Nach der letzten Bankenrettung in der SchweizRettungen der Kantonalbanken 1980 bis 1990 und Rettung
der UBS 2008
wurden Regeln entworfen und Notfallpläne für die
Konkursabwicklung ohne Schaden für die Wirtschaft verlangt.
Als der Run auf die Credit Suisse erfolgte war scheinbar kein solcher Plan ausführbar.
Eine schweizerische Grossbank kann nicht ohne Schaden für die
Schweizer Wirtschaft in Konkurs gehen. Dann sind Grossbanken in der
Schweiz durch Regeln zu verhindern, da sie für die Schweiz eine
existentielle Gefahr bedeuten.Brunetti verweist auf die Grössenordnung der
Bilanzsumme des Credit Suisse, ca. 600 Mrd. SFR im Vergleich zum viel
kleineren gesamten Bundeshaushalt von weniger als 100 Mrd SFR. Für die
Rettung sind Finanzgarantien des Bundes in der Höhe von 110 Mrd Euro
gewährt worden; würden die Garantien schlagend, würde die Verschuldung
der Schweiz, in 2021 knapp 80 Mrd. Euro, mehr als verdoppelt!
Sind Grossbanken in der Schweiz tragbar?
Stellt eine internationale Grossbank in der Schweiz ein untragbares
und unbeherrschbares Risiko dar und kann dieses Risiko auch nicht durch
kluge Regeln vermieden werden kann? Banken, wie sie für die schweizerische Wirtschaft
notwendig sind, können viel kleiner sein, international weniger
bedeutend und konkursfähig. Dienstleistungen, die solche kleineren
Banken nicht anbieten könne werden leicht durch die grossen,
internationalen Banken übernommen.
Die Frage stellt sich vielleicht auch für das
Vereinigte Königreich: wie gross darf dort eine Bank sein, bevor sie ein
untragbares Risiko wird. Für die Banken in der EU müssten dagegen Regeln
für eine gemeinschaftliche Kontrolle verschärft werden.
Die neue UBS hat eine Bilanzsumme von 1.5 bio Euro (1.5
# 10^12), d.h. ungefähr das Doppelte des Schweiz. Bruttoinlandsprodukt
(800 mia USD 2021). Der Beitrag der Grossbanken zum BIP der Schweiz wird
auf nur 1.2% geschätzt; sie beschäftigen etwa 25 000 Personen, d.h. 1/2%
der beschaeftigten[https://www.vorsorgeforum.ch/bvg-aktuell/2023/3/21/statistisches-zur-cs-bernahme-durch-die-ubs.html].
Wie eine Rettung dieser Bank aussehen könnte, wagt sich wohl niemand
vorzustellen - ein Run auf diese Bank ist aber ebenso einfach zu
inszenieren, wie derjenige auf den Credit SuisseDer Run wurde wohl ausgelöst durch eine Bemerkung des
Hauptaktionärs, dass eine Ausweitung der Beteiligung und Einschiessen
weiterer Mittel nicht geplant sei.
. Richtig ist, dass die neue UBS sich vor allem in der
Vermögensverwaltung engagieren will, was im Moment als weniger
Risikoreich beurteilt wird.Sofern die interne Kontrolle der Regeln nicht verletzt
wird.
Die beschworene Abspaltung des schweizerischen Geschäftes
vom Internationalen ist jedenfalls beim Credit Suisse nicht als
realisierbar eingeschätzt worden und dürfte auch in Zukunft ein Traum
bleiben.
Auffällig ist jedenfalls, die schweizerische Geldmenge, die
wesentlich grösser als der Grösse der Schweiz angemessen1.1 mrd CHF 1.11012, die 50 EU mit 50
mal mehr Einwohner nur das 15fache, 161012 €
und die eigentlich ein permanentes Risiko darstellt. Die
Geldmenge lädt zur Spekulation mit verheerenden Folgen für die Schweizer
Wirtschaft einhttps://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzer_Mittwoch
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