Die Börse als Pumpe
Die Börsen wirken mittelfristig als Pumpen zur Konzentration von Kapital: Eigentümer von grossen Kapital können auf eine Veränderung von Kursen einwirken und damit zuungunsten der übrigen (kleineren) Anleger ihr Vermögen vergrössern. (pdf)
2023-04-19
Börse als effizienter Markt
Die Börse, sowohl die Wertpapier als auch die Warenbörse, wird gemeinhin als effizienter Markt akzeptiert - auch wenn die Einschränkungen bestens bekannt sind.
Das ideale Modell eines Marktes ist durch mehre Bedingungen
gekennzeichnethttps://de.wikipedia.org/wiki/Vollkommener_Markt, https://en.wikipedia.org/wiki/Perfect_competition
:
- keine Präferenzen zwischen Anbietern und Nachfragern,
- grosse Zahl von Anbietern und Nachfragern,
- Markttransparenz,
- Homogenität der Güter,
- sofortige Anpassungen an Änderungen, und
- alle wollen ihren Gewinn maximieren.
In einem vollkommenen Markt stellt sich zwischen Angebot und Nachfrage ein Gleichgewicht ein und niemand macht Gewinn.
In realen Märkten sind diese Bedingungen nicht erfüllt, denn es ist das Ziel der Marktteilnehmer, Gewinn zu machen indem sie auf den Markt einwirken. Besonders Aufmerksamkeit erhalten Abreden von Anbietern oder Nachfragern, die die Preise beeinflussen (Monopole, Oligopole und Kartelle).
Die Wertpapierbörsen gelten üblicherweise als die besten, real
existierenden Annäherungen an den idealen Markt; gesetzliche Regelungen
und Aufsichtsorgane bemühen sich, unfaires Verhalten, mit dem sich
einzelne auf Kosten der Allgemeinheit bereichern, zu unterbinden.Das Management einer Firma verfügt über Wissen, das,
wenn es später allgemein bekannt wird, die Börsenkurse verändert; z.B.
kennt das Management das Geschäftsergebnis lange bevor es publiziert
wird. Menschen, mit diesen Kenntnissen sind versucht, diese an der Börse
zu Ungunsten der übrigen Anleger auszunutzen, sogenanntes insider
trading[https://de.wikipedia.org/wiki/Insiderhandel, https://en.wikipedia.org/wiki/Insider_trading].
Schwierigkeiten bietet die Abgrenzung was verboten ist und ein
gerichtsfester Beweis davon gegenüber andern Aktivitäten zur
Beeinflussung von Aktienkursen durch Gerüchte, Falschmeldungen
etc..
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Börse als Pumpe
Zyklische Kursschwankungen
Die Kurse an den Börsen bewegen sich im Laufe der Zeit
- stetig aufwärts, im sehr langfristigen Mittel etwa 2% über der Inflationsrate, und
- zyklisch auf und ab.
Die unregelmässigen auf und ab Bewegungen werden durch die
Differenzen zwischen den faktischen Informationen und den Erwartungen
der Marktteilnehmer erzeugt. Die Informationstechnologie hat - mehrfach
- bei den Marktteilnehmern Erwartungen von grossen Gewinnen bei
bestimmten IT Firmen erzeugt und dann zu einem allgemeinen Anstieg der
Börsenkurse von IT Firmen geführt.Haben sich diese Erwartungen nicht erfüllt, sind die
Kurse wieder zurück gegangen, bis das nächste Börsen-Rally
startete. Ähnlich hat der Krieg in der Ukraine auf die Kurse von Waren,
besonders Öl, Gas, Getreide und Dünger gewirkt.
Übertriebene Erwartungen von Anlegern, die durch
steigende Kurse ausgelöst werden und die Kurse weiter steigen lassen,
werden als Blasen bezeichnet, weil sie plötzlich durch die
Realität eingeholt werden und dann platzen. Kein neues Phänomen sondern
seit dem 17. Jahrhundert bekannt.[https://de.wikipedia.org/wiki/Spekulationsblase]
Gewinnmaximierung durch Nutzung von Kursschwankungen
Für Anlege, die Wertschriften langfristig halten, spielen die kurzfristigen, zyklischen Kursschwankungen keine Rolle; sie erhalten aber nur den langfristigen Zuwachs als Rendite.
Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass kaum Anleger systematisch
und langfristig durch kurzfristige Spekulationen Geld verdienen
können.Es wird gehofft, dass durch geschicktes Ausnützen von
Kursschwankungen die Rendite verbessert werden kann: es wird in Anlagen
bei niedrigem Kurs eingestiegen und dann, nachdem der Kurs gestiegen
ist, mit Gewinn wieder verkauft. Ähnlich kann mit Terminverkäufen auch
mit einer Erwartung von fallenden Kursen verdient werden.
In jedem Fall muss die Wette aufgehen, d.h. die Kurse müssen sich wie
erwartet bewegen. Tun sie das nicht, verliert der Spekulant.
Verhalten der Anleger
Die grosse Klasse der kleinen Anleger, d.h. Anleger, die an
der Börse Wertschriften in einem Umfang halten, der viel kleiner als die
täglichen normalen Börsenumsätze diese Titels sind und die
somit keinesfalls den Kurs beeinflussen, hat beschränkte Information und
reagiert auf diese mit Verzögerung. Diese Gruppe kauft nachdem die Kurse
angezogen haben und Verkauft, nachdem die Kurse schon stark gefallen
sind - und verliert bei Transaktionen damit gegenüber den optimalen
Verhalten. Dies ist bei jedem der vergangen Börsen-Crash zu
beobachten gewesen: erst wenn die Kurse beträchtlich gefallen sind,
bekommen kleine Anleger kalte Füsse und Verkaufenähnlich, aber rascher springen Anleger auf steigende
Kurse auf; wohl weil eine Asymmetrie in den Präferenzen zwischen
potentiellem Verlust und potentiellem Gewinn mehrfach beobachtet
wurde.
.
Die Gruppe der grossen Anleger, die über Marktmacht
verfügen, d.h. deren Käufe und Verkäufe Kurse beeinflussen, können
dieses Verhalten der kleinen Anleger systematisch ausnützen,
indem sie durch ihre Aktionen die Kursbewegungen auslösen und somit beim
Verkauf noch von den hohen Kursen profitieren, die dann, durch ebendiese
Verkäufe, sinken.Oder umgekehrt, durch Leerverkäufe das Sinken der Kurse
auslösen und sich dann mit billig gekauften Titeln glatt zu
stellen.
Zunahme grosser Spekulanten
Wahrscheinlich durch die Versorgung der Banken mit Liquidität seit
den Krisen nach dem Ende des Bretton-Woods-Systems haben sich grosse,
spekulative Vermögen gebildetund noch grössere ebenso spekulativ agierende
Investitionsfonds
. Diese ergreifen am Markt Chancen mit vermuteten
Problemen, die durch ihre Handlungen zu realen Problemen und zu starken
Kursausschlägen führen.Beispiele
Soros spekuliert gegen die englische Währung und gewinnt; das Pfund wird
abgewertet.[https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzer_Mittwoch]
Im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch einer amerikanischen Bank, die
besonders in Kryptowährungen engagiert war, wurden 2023 aus bekannten
Problemen bei Credit Suisse eine veritabler bank run
der zur Übernahme durch die SBG geführt hat.
Grosse Investoren können beherrschende Positionen aufbauen und sich oder ihnen nahestehende Firmen bereichern. Das führt zu Verzerrungen am Markt und behindert die perfect competition eines idealen Marktes.
Börse pumpt Kapital von kleinen zu grossen Anlegern
Die Asymmetrie der Information zwischen den beiden Gruppen ist so, dass die einen einen Informationsvorsprung und Marktmacht haben, so dass sie Kurs-Veränderungen auslösen können oder zumindest von den regelmässigen Kursschwankungen, die durch andere Effekte ausgelöst werden, profitieren.
Solche Veränderungen treten immer wieder auf und können in beiden
RichtungenFallende und steigende Kurserwartungen
genutzt werden. Die kleineren Anleger verlieren dabei
regelmässig, weil sie über weniger Information, Erfahrung und Kapital
zum aussitzen eines Kurseinbruches haben. Damit wirkt die Börse mit den
regelmässigen aber nicht vorhersehbaren Kursschwankungen als Pumpe, die
Kapital von den kleineren Anlegern zu den grossen
transferiert.