Anhäufung von Reichtum
Im Gegensatz zur Umverteilung stehen die Mechanismen, die zur Anhäufung von Vermögen dort, wo bereits viel ist, führen. Seit etwa 1980 ist eine elegante Methode, bei der zuerst das Geld eingesteckt wird und erst später das Loch entdeckt und meist mit öffentlichen Mitteln gedeckt wird. Über einen Umweg ist Kapital privat angeeignet worden. (pdf)
2023-07-07
Mit Schulden machen reich werden
Der seit etwa 1980 populäre Mechanismus, wie Eigentum der Allgemeinheit von Privaten appropriiert wird, ist mehrstufig und verschleiert so gut es geht die einfache Beobachtung, dass Geld aus einer öffentlichen Kasse in Privatvermögen überführt wird.
Der Mechanismus ist exemplarisch etwa:
Eine grössere Firma mit einem Betriebsvermögen in AnlagenZ.B. die Pensionskasse, Firmenliegenschaften für Fabrikation oder Verkauf, Wasseraufbereitungs- und Verteilungsinstallationen etc.
wird von einem Investor gekauft.Die Firma nimmt auf Rat des Investors, Kredite auf, die durch das Betriebsvermögen besichert sind.
Die Firma, weist hohe Gewinne aus und, zahlt dem Investor, auf dessen Rat, diesem ein Grossteil davon aus.
Nach einigen Jahren wird die Firma weiterverkauft und geht dann pleite oder muss vom Staat übernommen werden.
Das Drehbuch ist immer etwa dasselbe, die Opfer sind verschiedene,
aber sehr zahlreich.Und wurde sogar erfolgreich verfilmt: Wall
Street[https://de.wikipedia.org/wiki/Wall_Street_(1987)]
Aktuelle Beispiele im Juli 2023:
- die Kaufhauskette Kaufhof oder das Möbelhaus Leiner/KikaIn beiden Fällen wurde der wertvolle Immobilienbesitz
abgespalten und verkauft. Die darbenden Verkaufsorganisationen mit
öffentlichen Mitteln über Wasser gehalten bis dann schliesslich ein
andere Investor die Abwicklung übernahm. Verloren sind die öffentlichen
Zuschüsse und leidtragend die Angestellten.
- englische Wasserversorger, die schuldenfrei privatisiert wurden und
jetzt mit riesigem Investitionsbedarf wohl von der Öffentlichkeit wieder
übernommen werden müssen.Die Firmen sind schuldenfrei an Investoren übergeben
worden und haben über Jahrzehnte Schulden aufgehäuft und hohe Zahlungen
an die Investoren und deren Manager gemacht aber nicht investiert. Um
den Betrieb aufrecht zu halten, stehen nun grosse Investitionen an, die
nicht finanzierbar sind. Die Öffentlichkeit wird einspringen müssen,
damit die Wasserversorgung in weiten Teilen Englands gesichert
ist.
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Variante für Dritte Welt Länder
Ein Drittwelt-LandBeispiele fast beliebig: Philippinen, Ecuador,
Griechenland, Iran, …
mit nimmt auf Rat der WeltbankOder der chinesischen, russischen etc. Regierung
einen Kredit zu Finanzierung einer Investition auf[Bevorzugt Waffen aber auch Elektrizitäts-Infrastruktur
etc.].
Die Darstellung aus der Sicht des amerikanischen
Agentent:(Perkins 2023), die
Besprechung [https://www.amazon.com/Confessions-Economic-Hit-John-Perkins/dp/0452287081]
ist eine adequate Kurzfassung.
[!Essays/Worldorder/resources/hitman_review.txt]
.
Investoren aus der ersten Welt stellen die Mittel bereit und die
grossen Banken der Welt wickeln das Geschäft ab. Die Anlagen werden aus
den Ländern, die die Gelder bereitstellen, geliefert, wobei die
Vermittler im Drittwelt-Land für ihre Mühe reichlich entschädigt
werden.Besonders berühmt geworden ist die Familie Marcos.
Die Regierung wechselt und die alten ziehen mit ihrer Beute ab.
Nach einiger Zeit stellt sich heraus, dass die Investition die
auflaufenden Zinsen nicht einspielt und das Land mit der Bedienung des
Kredites Schwierigkeiten hat. Dann kann entweder der Kredit umgeschuldet
werdenDer notleidende Kredit wir durch einen neuen grösseren
Kredit ersetzt, meist mit längerer Laufzeit und kleinerer Rückzahlung.
Die beteiligten Personen werden für ihre Bemühungen grosszügig
entschädigt.
, die Weltbank tritt auf den Plan und refinanziert den
Kredit (oder meist die Kredite) wobei dem Land Auflagen gemacht
werdenDer Drittwelt Staat verzichtet auf Souveränität, z.B.
werden Steuern an die Schuldner abgeführt, Regelungen für Importzölle
etc.. Der Nobelpreisträger und ehemaliger Chefökonom der Weltbank
Stiglitz hat die Programme der Weltbank öffentlich kritisiert (Stiglitz
2017).
.
Einige Jahre später werden die Kredite als uneinbringlich aus öffentlichen Mitteln abgeschrieben - nachdem als Zinsen oft ein mehrfaches des Kreditbetrages bezahlt worden war.
Nun ist das Land mit einer geringeren Verschuldung für neue Kredite
attraktiv und die neue Regierung wird auf Rat der Weltbank oder eines
exportorientierten Landes ein neues Projekt anfangen; die Helfer werden
wiederum reichlich für ihre Dienste bezahlt. Das Spiel geht weiter.
Die Privatisierung der Gewinne und die Verstaatlichung der
VerlusteJoseph E. Stiglitz: Op-Ed Contributor – Obama’s Ersatz
Capitalism. In: The New York Times. 31. März 2009.
Was ist dabei neu?
Es scheint mir das dieses Verfahren gegenüber altmodischen Methoden
zur BereicherungRaub, Diebstahl, Betrug oder Schwindel
vollständig legal scheint, weil zuerst der
Gewinn kreditfinanziert von einem Investor eingesteckt wird und dann,
von einem andern Investor, der Verlust einem andernZ.B. Den Arbeitnehmern, deren Pensionskassen die
Verluste tragen, der Öffentlichkeit, die für das weitere funktionieren
der Einrichtung einstehen muss, etc.
über bürdet wird. Die Verbindung zwischen der
Bereicherung des ersten Investors und der Verschuldung des nachfolgenden
Investors geht im Laufe der Jahre verlorenDie Erinnerung des Öffentlichkeit, d.h. der
Journalisten, ist meist kürzer als das Drehbuch, nachdem gespielt
wird.
.
Namenlose Investoren im Vergleich zu altmodischen Eigentümern
Die moderne Welt wird von Firmen beherrscht, d.h.
Kapitalgesellschaften, deren Zweck die Bewahrung und Vergrösserung des
Wertes der Firma ist, d.h. Gewinn für die Kapitalgeber zu
produzieren.Die Eigentümer der Firma, d.h. die Aktionäre, erhalten
eine Anteil des Gewinnes als Ausschüttung und profitieren von der
Höherbewertung der Aktien.
. Die Firma wird von Managern geleitet, die exorbitante
Entschädigungen beziehenOft ein hundertfaches von Mitarbeitern.
. Diese Manager wollen kurzfristig hohe Gewinne ausweisen,
weil ihre Entschädigung vom Erreichen von Zielen bei Gewinn und
Aktienkurse abhängen; weder sind sie langfristig am Überleben der Firma
interessiert noch sind die Interessen der Arbeitnehmer, der Kunden oder
der Gesellschaft in ihrem Blickfeld.
Ein Freund, der mit einem altmodischen Eigentümer einer österreichischen Firma arbeitet, hat mich kürzlich auf die unterschiedliche Perspektive des Eigentümer – im Vergleich zum angestellten Managers – hingewiesen: Gewinnorientierung ja, aber mit einem Blick auf die Mitarbeiter, die Umwelt und die Gesellschaft, in der der Eigentümer als Mitbürger lebt und denen er immer wieder begegnet.
In einem Beitrag 2012 hat Kuipers für mich überraschend darauf
hingewiesen, dass diese von angestellten Managern geführte Unternehmen
intelligente Agenten sind (2012).Er meint, dass wir unsere Aufmerksamkeit vermehrt auf
diese intelligenten Agenten und deren ethisches Verhalten richten
sollten statt Spekulationen über zukünftige Agenten, gesteuert von
Künstlicher Intelligenz.