Eine Brücken-Ruine
Andrew U. Frank

Modell der Realwirtschaft

Ein Modell mit wenigen Akteuren lässt sich vielleicht aufbauen, indem zuerst die reale Wirtschaft von der Finanz-(Macht-)Wirtschaft abgetrennt wird (pdf)

2023-04-08

Die Analyse der Weltpolitik ist vor allem eine Analyse der WirtschaftNicht der Wirtschaftspolitik, die meist nur eine Ansammlung leerer Phrasen, hinter der wenig Absicht und keine Kraft zur Realisierung steht.

- was eigentlich eine überraschende Feststellung sein sollte! Scheinbar akzeptieren wir die Dominanz der Wirtschaft in unserer Welt beinahe kritiklos.Auch wenn wir wissen, dass ein grosser Teil der wirtschaftlichen Abläufe rein finanzwirtschaftlich-spekulativ und ohne reale, auf Austausch von Waren abzielende Geschäfte erfolgen.

Die Analyse der Wirtschaft, die in Geld-Werten erfolgt, wird durch die Kräfte der Märkte, auf denen die Werte der Güter bestimmt werden, verzerrt.

Wie die letzten Krisen, besonders der Krieg in der Ukraine, zeigen, sind Mechanismen am Werk, die zu raschen und grossen Veränderungen des Markt-Wertes von Gütern führen und damit die Stärken und Schwächen von Ländern verschieben.

Es wäre nützlich zu versuchen, eine reale Wirtschaft, beschrieben durch die Produktion, Austausch und Konsum von Mengen von Gütern, von einer Finanzwirtschaft, die Flüsse und Akkumulation von Kapital diskutiert, zu trennen. Ich nehme an, dass akkumuliertes Kapital als Macht wahrgenommen wird; in welchem Verhältnis diese Macht zu andern Mächten steht, wäre zu überlegen.

Hier wird aber zuerst eine reale Wirtschaft skizziert, die gegen eine Finanzwirtschaft abgegrenzt wird.

Reale Wirtschaft

Trotz der überbordenden Diskussion über virtuelle oder digitale Wirtschaft, die durch die COVID Katastrophe enormen Auftrieb errungen hat, ist die menschliche Existenz eine physische: biologische (physische) Körper brauchen physische, biologische Nahrung, Schutz, Kommunizieren miteinander realals face-to-face am gleichen Ort und in der gleichen Zeit verstanden

und diese Körper bewegen sich im Raum und produzieren durch Bewegungen materielle Güter, die zur Befriedigung der Bedürfnisse dienen.Vielleicht die Ebenen 1 und 2 der Maslow’schen Pyramide

Diese reale Wirtschaft, die mit physischen Gütern handelt und deren Mengen mit physikalischen Quantitäten beschrieben werden können, machen die Grundlage der Wirtschaft aus.Das Bonmot, dass die Firma Siemens eine Bank mit angebauter Werkstatt sei, hat schon um 1980 darauf hingewiesen, dass die angestammten Produktionsfirmen zunehmend mehr durch Finanztransaktionen als mit realer Produktion verdient haben.

Ziel hier ist die Abgrenzung dieser realen Wirtschaft von der normalen Wirtschaftsdiskussion, die Geldwerte als universalen Vergleichsmassstab nimmtwas wohl anfänglich eine Idee zur Vereinfachung von Analysen und besseren Verständnis beigetragen hat

und damit in Situationen rascher Veränderung vom Geldwert von Gütern, verzerrt ist.

Die Möglichkeit der Kapitalbildung und der beliebigen Umwandlung von Geld in Güter erschwert die Analyse weiter und behindert das Verständnis; vor allem dann, wenn Finanztransaktionen die Transaktionen, denen ein physischer Austausch zu Grunde liegt, mengen- und gewinnmässig weit übertreffen.Es wird angenommen, dass nur ein einstelliger Prozentsatz der Umsätze am Devisenmarkt einen realwirtschaftlichen Hintergrund haben.

Physikalishce Konstanz oder langsame Veränderung

Die Oberfläche der Erde ist gegeben und verändert sich nicht. Die Fläche des festen Landes verringert sich allenfalls durch den Anstieg des Meeresspiegels und die Fläche des Landes, das landwirtschaftlich genutzt werden kann, nimmt durch Überbauung laufend ab.

Die Weltbevölkerung ist nicht genau zählbar; sie verändert sich durch Prozesse, die statistisch beschreibbar sind.Als wichtige Grösse hat sich in der COVID Katastrophe die Übersterblichkeit herausgestellt um kurzfristige Effekte einer Seuche zu beschreiben.

Die Reproduktionsrate ist in den europäischen Länder unter 1,https://de.wikipedia.org/wiki/Nettoreproduktionsrate

d.h. die Bevölkerungszahlen schrumpfen im laufe der Zeit, sofern nicht durch Zuwanderung ausgeglichen..

Landfläche, Bevölkerung, Bodenschätze und AgrarflächeDas sind stocks in einer dynamischen Beschreibung

können sich kurzfristigKurzfristig bedeutet hier wohl Dekaden

und langfristigLangfristig meint Jahrhunderte

ändern und sind aus der Sicht dieser Analyse konstant.

Produktion und Konsum

Ernährung

Die landwirtschaftliche Produktion variiert von Jahr zu Jahr; die grundsätzliche Verteilung über die Erde, durchschnittliche Erträge etc. verändern sich kurzfristig nicht.Billige Importe von Produzentenländer haben im Laufe von ca. 50 Jahren lokale Agrarproduktionen heftig reduziert, so dass Länder auf Importe angewiesen sind, die früher autark waren. Z.B. Mexiko.

Ausser es geschieht, wie im Juni 2023, das Undenkbare und Russland sprengt den Dnjeper-Staudamm, verwüstet ein grosses Gebiet und schneidet noch weitere landwirtschaftlich hoch produktive Flächen von der Wasserversorgung ab. Es wird mit einem Ernteausfall von mehreren Millionen Tonnen gerechnet (bei einer Produktion 2022 von 64 mio t.).[https://de.wikipedia.org/wiki/Zerst%C3%B6rung_des_Kachowka-Staudamms]

Der Bedarf an Lebensmittel pro Person sollte eigentlich ebenfalls konstant sein, wächst aber langsam und wandelt sich auch qualitativ sobald die Mittel dazu vorhanden sind.https://de.wikipedia.org/wiki/Welthunger

Die Bilanz wird kompliziert, durch die Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen zu Futtermittelproduktion für die Fleischmast oder für die Erzeugung von Treibstoffbesonders in Brasilien

.

Kurzfristig sind die Produktionsfaktoren nicht zu verändern und damit die möglichen Produktionsmengen und -Effizient fix. Über mehrere Dekaden können Industriezweige und Landwirtschaft aufgebaut werden. Der Krieg in der Ukraine hat zuerst kurzfristig die Versorgung mit Lebensmittel in Staaten, die auf Importe angewiesen sind, durch die Störung der Exportrouten aus Südrussland und der Ukraine vermindert. Die Sprengung des Dnjeper-Staudammes durch Russland dürfte die Bewässerung von agrarischen Flächen bis in die Krim ausfallen lassen und damit die Getreideproduktion verringern.

Veränderungen des Bedarfes oder Schwankungen der Produktionsmengen – und besonders der Erwartungen solcher – führen zu kurzfristigen und oft grossen Änderungen der Preise; eine Untersuchung der Realwirtschaft sollte von kurzfristigen Preisänderungen isoliert betrachtet werden.

Industrielle Produktion

Ähnliches gilt für die Exploration von Mineralien, Öl, Gas, etc. Für die Produktionskapazität und Effizienz kurzfristig fix sind; Produktionsmengen können durch Marktkräfte im Bereich der Kapazitäten variiert werden.

Verringerung von Externalitäten

In der Wirtschaftswissenschaft werden als ExternalitätAuch externer Effekt [https://de.wikipedia.org/wiki/Externer_Effekt]

nicht einbezogene Auswirkungen einer Entscheidung bezeichnet. Einem Entscheidungsträger gelingt es, einen Vorteil zu erlangen ohne dass er die, bei bei einem andern auftretenden, Kosten, tragen muss.

Externalitäten sind häufig Verbrauch von freien Gütern, die aber wenn in grossem Masstab erfolgen, Umweltschäden sind.

Politisch wirksame Narrative beruhen häufig auf externen Effekten, die beim Narrativ weggelassen werden.

Ziel eines Modells

Ein Modell einer Realwirtschaft wäre:

Ein Modell einer Realwirtschaft wäre zu teilen in was notwendigerweise lokal produziert und konsumiert werden muss und darum nicht der Konkurrenz des globalen Weltmarktes ausgesetzt ist und jener Produktion und Konsum, die im Weltmarkt gehandelt werdenUnd dort wohl häufig in Kartellen organisiert.

.

Technologie verändert das Model nicht kurzfristig - jede neue Technologie braucht mehr als eine Dekade um realwirtschaftlich im Weltrahmen Bedeutung zu erlangen.

Das Modell bietet die Grundlage um die für Machtverhältnisse relevanten Kapital Flüsse, Kapital Akkumulation und schliesslich die Verhältnisse zwischen verschiedener Machtsysteme (Finanzmacht, militärische Macht) zu untersuchen.

Zur Vereinfachung der Untersuchung ist immer zu entscheiden, ob kurzfristig oder längerfristig gedacht werden sollD.h. innerhalb einer Dekade oder weit darüber hinaus

.Viele Veränderungen können innerhalb einer Dekade vernachlässigt werden. Anderseits, wirken in längerfristigen Überlegungen die natürlichen Fluktuationen mancher Prozesse so, dass sie sich statistisch ausgleichen und darum vernachlässigt werden können.

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