Modell der Realwirtschaft
Ein Modell mit wenigen Akteuren lässt sich vielleicht aufbauen, indem zuerst die reale Wirtschaft von der Finanz-(Macht-)Wirtschaft abgetrennt wird (pdf)
2023-04-08
Die Analyse der Weltpolitik ist vor allem eine Analyse der
WirtschaftNicht der Wirtschaftspolitik, die meist nur eine
Ansammlung leerer Phrasen, hinter der wenig Absicht und keine Kraft zur
Realisierung steht.
- was eigentlich eine überraschende Feststellung sein
sollte! Scheinbar akzeptieren wir die Dominanz der Wirtschaft in unserer
Welt beinahe kritiklos.Auch wenn wir wissen, dass ein grosser Teil der
wirtschaftlichen Abläufe rein finanzwirtschaftlich-spekulativ und ohne
reale, auf Austausch von Waren abzielende Geschäfte erfolgen.
Die Analyse der Wirtschaft, die in Geld-Werten erfolgt, wird durch die Kräfte der Märkte, auf denen die Werte der Güter bestimmt werden, verzerrt.
Wie die letzten Krisen, besonders der Krieg in der Ukraine, zeigen, sind Mechanismen am Werk, die zu raschen und grossen Veränderungen des Markt-Wertes von Gütern führen und damit die Stärken und Schwächen von Ländern verschieben.
Es wäre nützlich zu versuchen, eine reale Wirtschaft, beschrieben durch die Produktion, Austausch und Konsum von Mengen von Gütern, von einer Finanzwirtschaft, die Flüsse und Akkumulation von Kapital diskutiert, zu trennen. Ich nehme an, dass akkumuliertes Kapital als Macht wahrgenommen wird; in welchem Verhältnis diese Macht zu andern Mächten steht, wäre zu überlegen.
Hier wird aber zuerst eine reale Wirtschaft skizziert, die gegen eine Finanzwirtschaft abgegrenzt wird.
Reale Wirtschaft
Trotz der überbordenden Diskussion über virtuelle oder
digitale Wirtschaft, die durch die COVID Katastrophe enormen
Auftrieb errungen hat, ist die menschliche Existenz eine physische:
biologische (physische) Körper brauchen physische, biologische Nahrung,
Schutz, Kommunizieren miteinander realals face-to-face am gleichen Ort und in der
gleichen Zeit verstanden
und diese Körper bewegen sich im Raum und produzieren
durch Bewegungen materielle Güter, die zur Befriedigung der Bedürfnisse
dienen.Vielleicht die Ebenen 1 und 2 der Maslow’schen
Pyramide
Diese reale Wirtschaft, die mit physischen Gütern handelt und deren
Mengen mit physikalischen Quantitäten beschrieben werden können, machen
die Grundlage der Wirtschaft aus.Das Bonmot, dass die Firma Siemens eine Bank
mit angebauter Werkstatt sei, hat schon um 1980 darauf hingewiesen, dass
die angestammten Produktionsfirmen zunehmend mehr durch
Finanztransaktionen als mit realer Produktion verdient haben.
Ziel hier ist die Abgrenzung dieser realen Wirtschaft von der
normalen Wirtschaftsdiskussion, die Geldwerte als universalen
Vergleichsmassstab nimmtwas wohl anfänglich eine Idee zur Vereinfachung von
Analysen und besseren Verständnis beigetragen hat
und damit in Situationen rascher Veränderung vom Geldwert
von Gütern, verzerrt ist.
Die Möglichkeit der Kapitalbildung und der beliebigen Umwandlung von
Geld in Güter erschwert die Analyse weiter und behindert das
Verständnis; vor allem dann, wenn Finanztransaktionen die Transaktionen,
denen ein physischer Austausch zu Grunde liegt, mengen- und gewinnmässig
weit übertreffen.Es wird angenommen, dass nur ein einstelliger
Prozentsatz der Umsätze am Devisenmarkt einen realwirtschaftlichen
Hintergrund haben.
Physikalishce Konstanz oder langsame Veränderung
Die Oberfläche der Erde ist gegeben und verändert sich nicht. Die Fläche des festen Landes verringert sich allenfalls durch den Anstieg des Meeresspiegels und die Fläche des Landes, das landwirtschaftlich genutzt werden kann, nimmt durch Überbauung laufend ab.
Die Weltbevölkerung ist nicht genau zählbar; sie verändert sich durch
Prozesse, die statistisch beschreibbar sind.Als wichtige Grösse hat sich in der COVID Katastrophe
die Übersterblichkeit herausgestellt um kurzfristige
Effekte einer Seuche zu beschreiben.
Die Reproduktionsrate ist in den europäischen Länder
unter 1,https://de.wikipedia.org/wiki/Nettoreproduktionsrate
d.h. die Bevölkerungszahlen schrumpfen im laufe der Zeit,
sofern nicht durch Zuwanderung ausgeglichen..
Landfläche, Bevölkerung, Bodenschätze und AgrarflächeDas sind stocks in einer dynamischen
Beschreibung
können sich kurzfristigKurzfristig bedeutet hier wohl Dekaden
und langfristigLangfristig meint Jahrhunderte
ändern und sind aus der Sicht dieser Analyse
konstant.
Produktion und Konsum
Ernährung
Die landwirtschaftliche Produktion variiert von Jahr zu Jahr; die
grundsätzliche Verteilung über die Erde, durchschnittliche Erträge etc.
verändern sich kurzfristig nicht.Billige Importe von Produzentenländer haben im Laufe
von ca. 50 Jahren lokale Agrarproduktionen heftig reduziert, so dass
Länder auf Importe angewiesen sind, die früher autark waren. Z.B.
Mexiko.
Ausser es geschieht, wie im Juni 2023, das Undenkbare
und Russland sprengt den Dnjeper-Staudamm, verwüstet ein grosses Gebiet
und schneidet noch weitere landwirtschaftlich hoch produktive Flächen
von der Wasserversorgung ab. Es wird mit einem Ernteausfall von mehreren
Millionen Tonnen gerechnet (bei einer Produktion 2022 von 64 mio t.).[https://de.wikipedia.org/wiki/Zerst%C3%B6rung_des_Kachowka-Staudamms]
Der Bedarf an Lebensmittel pro Person sollte eigentlich ebenfalls
konstant sein, wächst aber langsam und wandelt sich auch qualitativ
sobald die Mittel dazu vorhanden sind.https://de.wikipedia.org/wiki/Welthunger
Die Bilanz wird kompliziert, durch die Nutzung von
landwirtschaftlichen Flächen zu Futtermittelproduktion für die
Fleischmast oder für die Erzeugung von Treibstoffbesonders in Brasilien
.
Kurzfristig sind die Produktionsfaktoren nicht zu verändern und damit
die möglichen Produktionsmengen und -Effizient fix. Über mehrere Dekaden
können Industriezweige und Landwirtschaft aufgebaut werden. Der Krieg in der Ukraine hat zuerst kurzfristig die
Versorgung mit Lebensmittel in Staaten, die auf Importe angewiesen sind,
durch die Störung der Exportrouten aus Südrussland und der Ukraine
vermindert. Die Sprengung des Dnjeper-Staudammes durch Russland dürfte
die Bewässerung von agrarischen Flächen bis in die Krim ausfallen lassen
und damit die Getreideproduktion verringern.
Veränderungen des Bedarfes oder Schwankungen der Produktionsmengen – und besonders der Erwartungen solcher – führen zu kurzfristigen und oft grossen Änderungen der Preise; eine Untersuchung der Realwirtschaft sollte von kurzfristigen Preisänderungen isoliert betrachtet werden.
Industrielle Produktion
Ähnliches gilt für die Exploration von Mineralien, Öl, Gas, etc. Für die Produktionskapazität und Effizienz kurzfristig fix sind; Produktionsmengen können durch Marktkräfte im Bereich der Kapazitäten variiert werden.
Verringerung von Externalitäten
In der Wirtschaftswissenschaft werden als ExternalitätAuch externer Effekt [https://de.wikipedia.org/wiki/Externer_Effekt]
nicht einbezogene Auswirkungen einer Entscheidung
bezeichnet. Einem Entscheidungsträger gelingt es, einen Vorteil zu
erlangen ohne dass er die, bei bei einem andern auftretenden, Kosten,
tragen muss.
Externalitäten sind häufig Verbrauch von freien Gütern, die aber wenn in grossem Masstab erfolgen, Umweltschäden sind.
Politisch wirksame Narrative beruhen häufig auf externen Effekten, die beim Narrativ weggelassen werden.
Ziel eines Modells
Ein Modell einer Realwirtschaft wäre:
- unabhängig von künstlichen, kurzfristigen Veränderungen der Marktpreise, von Inflation und Konjunktur, und damit
- kurzfristig weniger Veränderungen unterworfen,
- weniger unter einem Ideologie-Verdacht, und auch
- weniger von Trends und Moden beeinflusst.
Ein Modell einer Realwirtschaft wäre zu teilen in was
notwendigerweise lokal produziert und konsumiert werden muss und darum
nicht der Konkurrenz des globalen Weltmarktes ausgesetzt ist und jener
Produktion und Konsum, die im Weltmarkt gehandelt werdenUnd dort wohl häufig in Kartellen organisiert.
.
Technologie verändert das Model nicht kurzfristig - jede neue Technologie braucht mehr als eine Dekade um realwirtschaftlich im Weltrahmen Bedeutung zu erlangen.
Das Modell bietet die Grundlage um die für Machtverhältnisse relevanten Kapital Flüsse, Kapital Akkumulation und schliesslich die Verhältnisse zwischen verschiedener Machtsysteme (Finanzmacht, militärische Macht) zu untersuchen.
Zur Vereinfachung der Untersuchung ist immer zu entscheiden, ob
kurzfristig oder längerfristig gedacht werden sollD.h. innerhalb einer Dekade oder weit darüber
hinaus
.Viele Veränderungen können innerhalb einer Dekade
vernachlässigt werden. Anderseits, wirken in längerfristigen
Überlegungen die natürlichen Fluktuationen mancher Prozesse so, dass sie
sich statistisch ausgleichen und darum vernachlässigt werden
können.