Globalisierung
Haben wir den Höhepunkt oder gar schon das Ende der Globalisierungs-Epoche erreicht? Was soll man unter Globalisierung verstehen? (pdf)
2023-04-08
Globalisierung durch Informationstechnologie
Die Epoche relativer Stabilität der Weltordnung von vielleicht 2000
bis 2025 wird oft als Epoche der Globalisierung bezeichnet; sie könnte
aber auch nach der auslösenden Technologie als Epoche des
InternetsDas Internet wurde über mehrere Dekaden und als einer
Folge von zusammenwirkenden Techniken entwickelt, ab 1995 beginnen
kommerzielle Nutzungen und ab der Jahrtausendwende nimmt die Verbreitung
durch das Zusammenspiel verschiedener Neuerungen sehr rasch zu.
bezeichnet werden.
Die entscheidende Technologie erlaubt Kommunikation mit allen
überall und ohne Zeitverzug und ohne Kosten. Es ist heute
möglich, Daten zwischen Rechnern, auch mobilen Smartphones, praktisch
überall und immer auszutauschenZwischen der Ankündigung und der Wirklichkeit klafft
oft noch eine Lücke: ausserhalb der reichen Teile von Grossstädten wird
das Ziel nicht überall erreicht und in manchen Teilen der Welt bestehen
wirtschaftliche und politische Einschränkungen.
. Mit der raschen, praktisch kostenlosen Kommunikation
sind Dienstleistungen möglich, die vorher in dieser Form und
Organisation nicht möglich waren. Internet ist als eine
disruptive Technologie beschrieben worden: eingefahrene
Methoden, besonders der Arbeitsteilung, werden durch neue, ökonomische
Ansätze ersetzt.
Internet Technologie
Das InternetUnpräziser Sammelbegriff für die Gesamtheit der
Technologie, die Kommunikation (Daten, Ton, Bild) zwischen beliebigen
Informationstechnologie-Geräten ermöglicht
beruht auf einer Sammlung von technischen Lösungen für
ein Vielzahl von Diensten, die zusammenwirken.
Grundlegend ist aber die Widerstandsfähigkeit gegen Störungen der
Grundtechnologie. Das Internet hat keinen single point of
failure und nach Störungen organisiert es sich innerhalb der noch
verbundenen Netzknoten wieder selbständig neu.Der Einfluss des amerikanische Militär, möglicherweise
auch nur die Unzuverlässigkeit der damals verwendeten Rechner, hat zu
diesem erstaunlichen Design geführt [https://de.wikipedia.org/wiki/Arpanet].
Details der Technologie werden zu untersuchen sein, wenn
mögliche Schwachstellen und Punkte für Störungen untersucht werden
müssen.
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Disruptive Technologies
Die Entwicklung um 2000 wird unter anderem auf disruptive
Technologien zurückgeführt, Technologien (im weitesten Sinne) die
bestehende, arbeitsteilige Produktionsmethoden durch neue, ökonomischere
ersetzen.Eine akademische Kontroverse um den
Begriff[Wikihttps://de.wikipedia.org/wiki/Disruptive_Technologie] und ob
die Theorie etwa erklärt oder nur beschreibt, warum Geschäftsmodelle
scheitern, ist nur bedingt interessant. Ob, und wieweit hier Produktion
und Vertrieb unterschieden werden muss, scheint mir ebenfalls nur von
akademischem Interesse.
Die Möglichkeiten der Intenet-Kommunikation erlauben eine
Neuaufteilen von Arbeitsabläufen zwischen Firmen, die bestehende
Geschäftsmodelle von Produktion und Vertrieb obsolet machen.Neue Geschäftsmodelle wie Amazon, das den Vertrieb
beliebiger Waren als selbständige Dienstleistung anbietet,
konkurrenzieren etablierte, in Sparten organisierte Ketten von
Produktion und Verkauf.
Entscheidend ist vielleicht, dass durch grenzenlose und
augenblickliche Kommunikation, die Notwendigkeit Geschäftsprozesse nach
Branchen zu organisieren, wegfällt und Gleichartigkeit von Prozessen
unabhängig vom behandelten Objekt, wichtiger wird. Dazu kommt, dass die
Kosten von Programmen, die die Prozesse steuern, einmalig sind und
skalierenD.h. die Kosten pro zusätzlich bearbeiteter
Geschäftsfall sind konstant und praktisch null und lassen sich auf
andere Anwendungen umpolen: Amazon wird vom Buchhändler zum Händler für
alles mit dem gleichen Programstock.
.
Andere Beispiele von disruptiven Geschäftsmodellen nach dem Motto
move fast and break things.Es sind wohl eher die Geschäftsmodelle als die
Technologie, die disruptiv sind, wie z.B. Uber oder
Airbnb, die ubiquitäre Kommunikation nutzen, um regulierte
Dienstleistungen anzubieten, ohne sich um die Regulierungen, Kontrollen
und Sicherheitsvorkehrungen zu kümmern.
Das Geschäft ist einträglich genug, um rasch genügend
Marktanteil zu erreichen, bis die Aufsichtsbehörden einschreiten und die
Einhaltung der Regeln erzwingen.
Fördernde Einflüsse
Verschiedene Entwicklungen haben die Globalisierung gefördert; sie scheinen alle auf der Verbesserung der Kommunikation, des Reisens und des Transportes von Waren zu beruhen.
- Just in time production
- Möglichkeiten der Steuervermeidung
Mechanismen der Globalisierung
Internet verbilligt die Aufteilung von Arbeitsschritten
Wird ein Leistung auf mehrere unabhängig Leister verteilt entstehen Kosten der Vertragsabschlusses[Kontraktionskosten] und Kosten der Überwachung der Lieferung[Messkosten] zusätzlich zu den Transportkosten. Informationstechnologie verringert die Kosten:
- standardisierte Verträge können rasch und ohne grosse Kosten
elektronisch kommuniziert und geschlossen werden,Hier gibt es eine Anwendung von block chain
zur automatischen Ausführung eines Vertrages, die von einer Bedingung
abhängig ist.smart
contract
- IT bietet Sensoren, die die Liefermengen und deren Qualität automatisch und zu geringen Kosten messen,
- Transportkosten werden durch IT um deren Anteil von Kommunikationskosten verbilligt.
Es wird dadurch möglich, ganze, komplexe aber standardisierte und in hoher Zahl ablaufende, Produktionsprozesse auf viele Leister aufzuteilen und damit Skaleneffekte zu realisieren. Die Kosten der Aufteilung des Arbeitsprozesses und der Organisation der Kontraktion und Überwachung fallen nur einmal an und verteilen sich.
Skaleneffekte
Wirtschaftlichkeit von Produktionsprozessen im weitesten Sinne kann
oft durch Aufteilung und Spezialisierung gesteigert werdenSogenannte scale effects
. Arbeitsschritte werden auf verschiedene spezialisierte
Dienstleister aufgeteilt, die je grössere Mengen gleichartiger Aufgaben
erledigen und diese damit billiger leisten können. Eine solche
Aufteilung ist dann wirtschaftlich, wenn die Kosten der Aufteilung
kleiner sind als die Einsparungen durch die SkaleneffekteEs werden aber bei der Planung die Einsparungen
systematisch über- und die Kosten der Aufteilung unterschätzt, so dass
nach der Aufteilung sich diese meist als weniger wirtschaftlich
herausstellt, als erwartet; der Effekt verstärkt sich mit der Zeit, weil
manche Kosten erst im Laufe der Zeit auftauchen: Ermüdung, Ersatz von
motivierten durch billigere unmotivierte Arbeitskräfte, soziale Kosten,
die erst im Lauf der Zeit auftauchen…
.
Im 20. Jahrhundert wurden Skaleneffekte ausgenützt, indem Firmen
gebildet wurden, die komplexe Arbeitsabläufe unter einem Dach
organisieren konnten(Coase
2007) und dabei Spezialisierungen gegenüber kleineren Firmen
erreichen konnten, wobei die Kosten der Arbeitsteilung oft nicht
erfassbar sind und intern absorbiert werden. Bekannt sind Grossbetriebe der Schwerindustrie, Autobau
und ähnliche.
Skaleneffekte und natürliche Monopole fördern Konzentration
Ein natürliches Monopol entsteht dann, wenn die Entwicklungskosten
für ein Produktionsprozess hoch und die Stückkosten gering sind, so dass
der erste Produzent, der die Entwicklungskosten getragen hat, vor
Konkurrenz geschützt ist und natürlicherweise ein Monopol geniesst.Jeder mögliche Konkurrent wird sich genau überlegen, ob
er die Entwicklungskosten aufbringen will um dann mit dem bereits
existierend Produzenten zu konkurrieren; der existierende Produzent wird
sich den Konkurrenten vom Leib halten, indem er den Preis bis zu den
Stückkosten erniedrigt und es damit dem neuen Konkurrenten unmöglich
macht, die Investition in die Entwicklungskosten zurück zu verdienen.[https://de.wikipedia.org/wiki/Nat%C3%BCrliches_Monopol]
Transportkosten unabhängig von der Distanz
Die Kosten des Transportes werden durch die hohen Personalkosten dominiert, d.h. die Koste werden unabhängig von der Distanz. Insbesondere bei Gütern mit hohem Wert lohnt sich der Transport per Luftfracht, weil die Laufzeiten geringer, Verzögerungen vermieden und die Versicherungskosten reduziert.
Globalisierung durch Auslagerung von Produktion
Produktionskosten für Güter können aufgeteilt werden in die Kosten
der Entwicklung bis zur Produktionsreife und die Kosten der
Massenproduktion.Die Kosten eines produzierten Stückes ergibt sich aus
dem Anteil an den Entwicklungskosten und den spezifischen
Produktionskosten. Offensichtlich werden die Durchschnittskosten
geringer, je mehr Stück von gleicher Art produziert werden. Für Güter,
die in grosser Zahl produziert werden, z.B. Automobile, sind dieser
Skaleneffekte ausschlaggebend.
Werden von einem Produkt genügende Stückzahlen produziert, lohnt es
sich, den Produktionsprozess aus einem Land mit hohen Lohnkosten in ein
anderes mit niedrigeren Lohnkosten zu verlagernsofern die Einsparungen bei den Produktionskosten
grösser sind als die zusätzlichen Kosten der Kommunikation und des
Transportes
. Durch den Aufschwung der Transport-Dienstleistungen für
Güter und Personen ist es seit etwa 1980 für viele Güter die Auslagerung
der Produktion nach Fernost (Japan, dann China, Korea, Malaysia und
schliesslich Vietnam), aber auch Mexiko und andere Zentralamerikanischen
Länder lohnend. Betroffen waren unter anderem die Produktion von Gütern,
mit hohem Wert pro Gewichtseinheit.Also z.B. Kleidung, Haushaltegräte und
Elektronik.
Etwas 1990 kamen Befürchtungen auf, dass die Entwicklung mit der Produktion ebenfalls abwandert und Industrieländer wie Deutschland oder UK die Kompetenz für die industrielle Produktion verlieren würden.
In den letzten Dekaden sind mittels IT zunehmend Monopole (oder
Oligopole) entstanden, die durch hohe Entwicklungs- und geringe
Stückkosten zusätzliche Konkurrenz ausschliessen. In manchen Fällen sind
Konkurrenten durch Fusionen reduziert wordenBeispiele sind die Zusammenschlüsse bei den
Automobilfirmen, durch verschiedene Krisen
hervorgerufen.
, in andern erlauben dominante Anbieter gerade genug
Konkurrenz, damit keine Kartell-Untersuchungen angestrengt werdenMobiltelefone in vielen Länder, Lieferdienste und
Verteiler wie Amazon
und schliesslich IT Firmen deren natürliche Monopole als
gegeben angesehen werdenMicrosoft, Oracle, Google als Beispiele
.
Zusammenfassung
Die Globalisierung der letzten Dekaden hat eine hoch arbeitsteilige Wirtschaftsstruktur geschaffen. Sie ist effizient und produziert zu geringen Kosten Güter für eine zunehmende Weltbevölkerung - ist aber auf funktionierenden Informationsaustausch angewiesen, damit die Koordination der Leister in den komplexen Ketten von arbeitsteiliger Produktion funktionieren. In diesem Sinne ist das durch IT entstandene und auf dem Internet als Kommunikationsmechanismus beruhende Produktionssystem durch soziale Entwicklungen verletzlich.
Die Globalisierung wird getrieben von Lohndifferenzen; diese nehmen, durch den Aufschwung der billig-lohn Länder ab und damit sollte auch der Anreiz zur Auslagerung von Produktion abnehmen; unglücklicherweise wird Produktion oft aus ausgelagert um Regulieren im Arbeitsrecht und im Umweltrecht zu umgehen.
Die Globaliserung hat zu grösserer Kmomplexität der Wirtschaft
geführt, die diese für Störungen anfälliger macht. Der Abbau von
LagernDer kurzfristig einen Gewinn und Bonuszahlungen für die
Manager verspricht.
hat generell Lieferzeiten und Kosten erhöht.
Mir fehlt in der Diskussion meist die Unterscheidung zwischen
globalen und lokalen Märkten. Eine grosse Zahl von Arbeitsleistungen
müssen lokal, vor Ort, geleistet werdenZ.B. Dienstleistungen, die mit Gesundheit,
Körperpflege, Tourismus, Ausbildung etc. verbunden sind.
und können nur bedingt globalisiert werden.